Staffellauf

 

Das Rennen fängt mit Krabbeln an,
zwar erstmal schleichend, aber dann,
kaum dass man erste Schritte geht
und sich auf seiner Bahn bewegt,
wird’s plötzlich schneller, immer schneller
und du mutierst zum Dauerrenner.

Immer schneller, immer weiter,
laufen, rennen, springen, gehen,
bleib nicht einfach stehen,
niemals rückwärts sehen,
wer an einer Stelle weilt,
merkt nicht, dass das Laufen eilt.

Zu große Hürden nehmen
und andre Wege gehen.
Die nächste Hürde, gar nicht hoch,
doch krieche lieber durch sie durch.
Zu schwer wär diese Bürde,
drum scheiß auf deine Würde.

Kriechen, stolpern, hüpfen, rasen,
ignoriere deine Blasen.
Schweiß, der in die Augen tropft,
der dein Denken fühlt und stoppt,
hindert nicht den Staffellauf.
Achtung! Jetzt geht es bergauf.

Immer schneller, immer weiter,
laufen, rennen, sprinten,
über jede Hürde springen,
nicht mit Hürden ringen.
Wer an einer Stelle weilt,
merkt nicht, dass das Laufen eilt.

Du sprintest neben deiner Spur,
es geht bergab, bleib nicht so stur.
Willst du am Ende doch den Sieg,
musst du erst aufhör‘n mit dem Krieg.
Nun dreh dich doch mal um!
Du läufst verkehrt herum.

Endlich ist das Ziel in Sicht,
deinen Endspurt willst du starten,
darauf bist du sehr erpicht,
aber es gibt tausend Arten,
einen Läufer zu behindern,
deinen Endsieg zu verhindern.

Ein blöder Arsch stellt dir ein Bein,
dein treuer Stab im Ziel – allein.

 


 

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Memoiren


So wob sie mit Erlebnisfäden

sich leis, ganz sanft um Sterbenadeln,

sie hüllte sich in Zeitenschwaden,

ernährte sich von Lebenswaben,

sah Brände toben, Magma fließen,

Böden reißen, Pflanzen sprießen,

musste durch die Winde gleiten,

konnte in der Erde reifen,

ließ sich zart vom Meere schleifen.

 

Am weißen Strand fand sie sich wieder,

im Bernstein liegend, nicht ohne Grund,

wer bei Lichte in ihn blickte, der

sah Entstehung und Erinnerung. 


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                  Trost/los


                         Ich sah, sah hoch, 

                         jeder Augenblick 

verdeckt vom Jetzt.  

 

 

                     Ich atmete, atmete tief, 

                     jeder Atemzug entwich 

in kalten Schleiern.  

 

 

                       Ich lief, lief schnell, 

                     jeder Schritt gedämpft 

vom pulsierendem Schlag.  

 

 

                          Ich rief, rief laut, 

                        jeder Ton ungehört 

vom roten Rausch.  

 

 

                     Ich horchte, horchte auf 

                         jedes Wort von dir, 

                 von dir kam der zartstarke Ruf.


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              Vogelgezwitscher


 

         Wer sich zu weit aus dem Fenster lehnt,
                  wird von oben angeschissen.

 


 

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Menno, was für 'ne Scheiße

Wir waren Freunde. Richtige Freunde, die einander beistanden, sich kritisierten und ergänzten. Wie oft haben wir gesungen, geheult und gelacht. Weißt du noch, wie wir unsere erste Zigarette im Wald qualmten? Du sagtest, ich müsse den Rauch einatmen, dabei wäre ich fast erstickt. Oder wie ich dich vor der arroganten Ilona verteidigte? Du warst so irre verliebt. Was für einen Spaß wir empfanden beim Kanufahren und Kentern. Meine nassen Klamotten zogst du mir aus, um mich zu wärmen. Du beschütztest mich, wenn mein Vater betrunken ausrastete. Immer konnte ich zu dir kommen. Immer. Hätten wir keinen Sex gehabt, wären wir noch befreundet. Warum konnten wir das nicht bewahren? Mir fehlt mein Freund, doch nun zwingst du mich, dies zu tun. Ich hasse dich.
Andauernd vernichtete ich dich, bevor ich dich rettete. Ich verfluche dich und verdamme mich. Wären wir Freunde geblieben, hätte ich dich weder zerknüllt und weggeschmissen, noch aus der Mülltonne oder den Büschen im Park wieder aufgelesen. Nie schaffte ich es, mich davon zu trennen. Von dir ja, aber nicht von deinem Bild, merk dir das gefälligst. Bei unserem letzten Telefonat sagte ich, „verpiss dich aus meinem Leben.“ In kleine Fetzen schnitt ich dich und warf sie ins Klo. Die Spülung war kaputt, also fischte ich jedes einzelne Teil wieder raus.
Drei Jahre ist das her. Nun zwingst du mich, die Tüte mit dem zerstückelten Foto zu suchen, um die Nanoteilchen zusammenzukleben. Du feiger Hund. Soll ich etwa dankbar sein, dass deine Mutter mir von deinem Selbstmord erzählte? Nein, nicht mit mir. Siehst du? Dein Bild ist wieder heil. Jetzt fahre ich zu deinem Grab, damit du zusiehst, wie ich dich zerreiße und nichts mehr aufsammle. Menno, was für 'ne Scheiße.


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Alt hat Charakter ;-) manchmal zumindest